Montag, 25. Januar 2016

Inselleben auf Koh Lanta

Ich hatte ein paar ziemlich gute und entspannte Tage auf Koh Lanta. Ich habe viel Zeit am Strand verbracht, bin öfter mal schwimmen gewesen und hing mit netten Leuten herum. Ich war mit Leuten vom Clayzy House feiern, spielte mit anderen stundenlang Karten oder saß nachts in mit ihnen an traumhaften Strandbars. Leider musste ich gestern wieder zwei Leute verabschieden, die ich wirklich ins Herz geschlossen habe. Ein paar Tage vorher musste ich auch schon zwei andere sehr liebgewonnene Menschen verabschieden. Das ist sehr schade, aber so ist es nunmal auf Reisen; die Wege trennen sich immer wieder und ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen. An einem Tag habe ich den Nachbarstrand erkundet, aber viel weiter bin ich nicht rausgekommen. Ich habe mich ehrlich gesagt nicht getraut, mit dem Fahrrad weit rauszufahren, weil hier auf Koh Lanta (wie auch im Rest Thailands) gerade eine kleine Denguefieber-Epidemie herrscht und die Krankeit sehr plötzlich ausbricht und einen dann ausknockt. Da Dengue durch Insektenstiche übertragen wird und ich leider völlig zerstochen bin, habe ich ziemliche Bedenken, dass ich es auch bekomme. Allein vom Clayzy House sind mittlerweile etwa 4 Leute im Krankenhaus deswegen. Naja, ich will mich nicht verrückt machen (macht euch bitte auch nicht verrückt!), aber ich will auch nicht unvorsichtig sein. Deswegen gehe ich erstmal nicht allein weit raus in die Pampa. Wer jetzt denkt, ich würde mich nicht gegen die Insekten schützen, täuscht sich. Ich bin wohl die einzige Verrückte hier auf der Insel, die ständig lange Hosen und langärmelige Shirts trägt (aber auch wegen der Sonne). Außerdem trage ich oft Insektenschutzmittel auf. Trotzdem erwischen mich die Mistviecher immer wieder bei jeder kleinsten Gelegenheit, wo ich nachlässig werde. Sie lieben mich wirklich abgöttisch, andere Leute sind viel nachlässiger und werden bei weitem nicht so oft gestochen. Das ist der wohl bisweit unangenehmste Aspekt an der Reise. Aber kein Grund, alles hinzuschmeißen.
Ich arbeite seit heute in einer Schule auf Koh Lanta, die etwa eine halbe Stunde Fußweg vom Clayzy House enfernt liegt. Ich bin da vorgestern einfach vorbeigekommen und habe gefragt, ob ich da arbeiten kann für Essen und Unterkunft (ich kannte andere Volunteers von da, die meinten, dass das geht). Das Vorstellungsgespräch verlief erstaunlich schnell und unkompliziert und ich durfte gestern einziehen. Die Schule heißt Global Village School und liegt etwas unschön direkt an der Hauptstraße. Sie ist relativ neu und deswegen noch kaum ausgebaut. Sie sieht innen wie außen aus wie ein riesiger weißer Kubus und wirkt unheimlich offen und steril. Es gibt ein paar Wandmalereien und man sieht die Mühen, alles kindgerecht zu gestalten, aber es muss noch viel getan werden. Deswegen habe ich mich der Raumverschönerung angenommen und werde wohl den Rest der Woche Wände streichen bzw. bemalen. Für die Kinder gibt es keinen Bedarf an noch mehr pädagogischem Personal, da kommen sie gut zurecht. Die Volunteers kümmern sich da eher um das "Drumherum", um den Ausbau der Schule. Jeder darf etwas machen, das seinen Fähigkeiten am besten entspricht, so arbeiten einige am PC, andere organisieren eine Bibliothek und ich male eben. Wir sind jetzt insgesamt 10 Volunteers, alle sind sehr nett und ich fühle mich da recht wohl. Meine Schlafstätte ist eine (gute!) Matratze auf dem Boden in einem riesigen weißen, leeren Raum mit grell weißem Licht ohne Fenster. Ich teile den Raum mit noch 2 anderen. Zum Bad, welches in einem halboffenen Blechcontainer ist, muss man über den halben Schulhof laufen, der genauso offen und riesig ist wie das Schulgebäude. Von Gemütlichkeit kann da keine Rede sein. Aber das macht mir nichts aus, ich brauche keinen Luxus. Ich bin froh, einen Schlafplatz zu haben und ein Mittagessen zu bekommen. Zusätzlich bekomme ich 100 Baht (2,50€) am Tag. Davon kann ich mir Frühstück und Abendessen kaufen. Dafür arbeite ich 5 Stunden am Tag. Ich habe also einen Stundenlohn von 50 Cent :D Ich finde, dass das dennoch kein schlechter Deal ist, verglichen mit anderen work and travel Jobs, die es so in Thailand gibt. Das darf man einfach nicht an deutschen Standards messen. Mein Plan ist im Moment, dort für eine Woche zu bleiben und dann weiterzureisen (nach Koh Samui?). Aber es kann sich noch alles ändern. Mal sehen.

Fotos:
1-4: Die Insel und so
5: Meine Bleibe für 4 Nächte (bevor ich in die Schule gezogen bin)
6: Strandbar-Chillen
7: Weils so schön ist
8-10: Global Village School

Mittwoch, 20. Januar 2016

Phuket? Phuk it!

Uff. Dass diese Reise nicht einfach wird, war zu erwarten. Aber es ist alles noch schwieriger und komplizierter und überwältigender, als ich dachte. Mein Start auf Phuket war sehr holprig. Die Ankunftshalle des Flughafens war übervoll mit Menschen, es war heiß, eng und stickig und aus meiner Sicht einfach nur chaotisch. Ich habe lange gebraucht, um durch die Passkontrolle zu kommen und dann noch länger, um mich im Flughafen zurechtzufinden und den Bus nach Phuket Town zu finden. Ich habe es mir wirklich entspannter vorgestellt, aber es war übel. Angekommen in Phuket Town kam dann erstmal der richtige Kulturschock: Es war einfach alles fremdartig. Die Luft ließ sich kaum atmen vor Hitze und Smog und auf den Straßen herrschte ein chaotisches Treiben. Von allen Seiten wurde ich permanent  angequatscht, ob ich ein Taxi oder Tuk Tuk nehmen will, aber ich wollte zu meinem Hostel laufen. (Das möchte ich in Zukunft immer, wenn die Distanzen nicht zu lang sind.) Das Hostel lag mitten im Zentrum und war leicht zu finden. Ich war nach den 40 Stunden Fahrt ohne Schlaf dann so kaputt, dass ich erstmal den halben Tag im Bett lag. Später habe ich einen Spaziergang gemacht, aber die Stadt hat mich so überfordert, dass ich nicht weit rausgegangen bin. Ich fühlte mich da ziemlich unwohl und war froh, am nächsten Tag von da weg zu können. Die Fahrt nach Koh Lanta mit einem Minibus dauerte 10 Stunden wegen zweistündiger Verspätung und Stau. Ich lief dann anschließend zu Fuß zu meiner ersten Arbeitsstelle, dem Lanta Clayzy House. Das ist ein Hippie-Resort, wie es im Buche steht. Meine Unterkunft war eine halboffene Bambushütte direkt bei der Bar, wo jede Nacht durchgefeiert wird, auf einer steinharten "Matratze" und mit löchrigem Moskitonetz. (Zum Glück hatte ich ein eigenes dabei.) Es war dreckig und ungemütlich dort, aber die Geräusche morgens beim Erwachen aller Vögel und die Sonnenstrahlen, die durch die Löcher in den Wänden kamen, waren wunderschön. Es war ein besonderes Erlebnis. Ja, war: Obwohl ich da 2 Wochen bleiben wollte, habe ich nach dem zweiten Arbeitstag gekündigt. Die harte Arbeit war mir eine Unterkunft einfach nicht wert, die hier 5 Euro die Nacht kostet (Meine war höchstens 3 Euro wert). Ich musste die Toiletten putzen und viel draußen in der sengenden Hitze Blätter fegen, außerdem hat der Chef ständig willkürlich Aufgaben verteilt, sodass es kaum eine Routine gab. Zudem war er ständig auf Droge und extrem launisch, er konnte ganz nett sein aber auch wirklich aggressiv werden. Dass ich gekündigt habe, war ihm wohl ganz recht, er hätte mich wohl eh gefeuert, weil er dazu meinte dass ich ihm eh zu langsam gearbeitet habe und nicht ins Team passte. Da hatte er absolut recht: Ich arbeite wirklich langsam, wenn etwas neu für mich ist und ich passte da wirklich nicht rein. Das ist auch in Ordnung, nur war das dann eben nicht die richtige Arbeitsstelle für mich. Heute bin ich in ein billiges Hostel gezogen und habe nichts Besonderes gemacht. Ich gönne es mir jetzt einfach mal, von meinen Ersparnissen zu leben und meine Reise so mehr zu genießen. Ich werde wahrscheinlich keinen Hosteljob mehr annehmen, denn das ist echt nicht mein Ding. Lieber reise ich dann kürzer und dafür mit mehr Freude. Diese neue Erkenntnis finde ich sehr gut. Ich habe mir ausgerechnet, wenn ich nicht mehr als 10 Euro am Tag ausgebe (was schwierig, aber machbar ist), könnte ich ein halbes Jahr ohne Arbeit reisen. Da es im Süden Thailands so ziemlich nur Hosteljobs gibt, habe ich jetzt auch die Perspektive akzeptiert, erstmal ohne Arbeit zu sein. Wenn ich arbeiten will, dann sollte es auch etwas sein, womit ich mich wohl fühle. Punkt.
Ich habe außerhalb der Arbeit schon viele nette Bekanntschaften gemacht und eine gute Zeit mit den Volunteers und Besuchern des Clayzy House gehabt (den obligatorischen Joint habe ich abgelehnt). Gleich gehe ich da wieder hin, um etwas unter Leuten zu sein.
Und wie geht es nun weiter? Ich weiß es noch nicht. Ich kann Strandurlaub auf Koh Lanta machen, so viel ich will und werde irgendwann nach Koh Samui fahren, denke ich. Das ist eine bekannte Touristen-Insel, die gut auf meiner Reiseroute liegt. Hier auf Koh Lanta werde ich mich wahrscheinlich auch bei einer Schule vorstellen, von der mir gesagt wurde, dass dort Volunteering möglich ist. Aber erstmal will ich die Insel erkunden, zu Fuß oder mit dem Rad, wobei das Leihen eines Rads über meinem Budget liegt... Ich versuche aber, mich nicht mehr zu sehr um mein Geld zu sorgen. Wie gesagt, will ich die Reise lieber genießen, auch wenn sie dann kürzer ausfallen sollte. Und es wäre eine Schande, diese Insel unerkundet zu lassen.

Fotos:

1-2: Phuket Town 

3: Überfahrt nach Koh Lanta auf einem Autotransport-Boot

4-7: Clayzy House

8-10: Koh Lanta

Donnerstag, 14. Januar 2016

Goodbye comfort zone, hello world

Es ist soweit: Ich bin auf dem Weg nach Südostasien! In diesem Moment sitze ich im Bus, der mich zum Flughafen Köln-Bonn bringt. Am Samstag um halb fünf Uhr morgens Ortszeit lande ich dann auf Phuket, der größten Insel Thailands. Ich kann es selber noch nicht glauben und alles kommt mir unwirklich vor. Viele Leute fragen mich ungläubig, ob ich denn keine Angst habe, alleine am anderen Ende der Welt mit dem Rucksack unterwegs zu sein. Doch, natürlich habe ich Angst, sogar momentan eine scheiß Angst. Aber ich mache es trotzdem. Weil ich es kann.
In den letzten Wochen hatte ich viel Zeit darin investiert, die Rahmenbedingungen für die Reise zu organisieren und eine Menge Reiseführer zu lesen. Trotzdem reicht mein konkreter Plan für die Reise nicht über die ersten zwei Wochen hinaus. Für diese Zeit habe ich eine Arbeitsstelle auf der an Phuket nahe gelegenen Insel Koh Lanta. Ich werde dort in einem Hostel arbeiten, d.h. putzen und Rezeption machen usw.. das ist nicht das, was ich generell auf meinem Trip durch die Länder machen wollte; ich will viel lieber etwas in Richtung sozialer und humanitärer Arbeit am besten mit Kindern machen, aber der Job im Hostel ist leider der einzige im Umkreis von Phuket gewesen, für den ich eine Zusage bekommen habe. Das ist schon ok, wird sicher auch spannend. Hier ist ein Link zu dem Hostel: http://lantaclayzyhouse.com/
Vereinbart sind 4 Stunden Arbeit am Tag, dafür bekomme ich umsonst eine Unterkunft und darf den Rest des Tages am Strand chillen oder die Insel erkunden. Vor Ort werde ich mich dann um meine nächste Arbeitsstelle kümmern und das möchte ich fortan immer so halten: Also mich von einer Arbeitsstelle zur nächsten improvisieren und dabei einer ganz groben Route folgen. Ich hoffe, auf diese Weise 8 Monate trotz extrem niedrigen Budgets reisen zu können (also eine Unterkunft und ggf. auch Essen im Austausch für Arbeit zu bekommen, das klassische work and travel Prinzip).
Meine grobe Reiseroute sieht so aus: Ich starte in Phuket, meandere dann Richtung Norden nach Chiang Mai, überquere dann nach Osten die Grenze zu Laos, reise über Laos nach Nord-Vietnam, "laufe" Vietnam runter und komme dann über Kambodscha zurück nach Thailand. Alternativ lasse ich Vietnam aus und durchquere Laos nach Süden bis nach Kambodscha, denn ein Visum für Vietnam zu kriegen ist schwierig und teuer. In beiden Fällen ist es aber mehr oder minder ein Kreis, den ich mache. Zurück in Thailand gibt es die besten und billigsten Flugverbindungen zurück nach Deutschland oder nach Indien. An dem Punkt muss ich dann entscheiden, ob ich nach Hause oder noch nach Indien will bzw. es mir leisten kann. Im Moment ist das noch völlig ungewiss.
Ich habe nicht viel geplant, aber ein paar Dinge stehen auf jeden Fall auf meiner to-do-Liste:
- In Chiang Mai für mindestens 3 Wochen in einem buddhistischen Kloster mitleben (das ist auf Spendenbasis und man arbeitet dafür mit), Link: http://www.fivethousandyears.org/
- Angkor Wat in Kambodscha sehen
- Auf einem Elefanten reiten
- Wenn Indien klappt: In einem Ashram mitleben
Das wars erstmal. Es kommt sicher mehr mit der Zeit hinzu.
Da sitze ich nun. Die kleine Cat mit einem kleinen Rucksack (Handgepäck-Größe, um Kosten für den Flug zu sparen), mit nur der Kleidung die sie am Körper trägt und fast am kollarbieren vor Angst im Bus, der sie ins Ungewisse bringt. Ich habe es mir selber so ausgesucht. Und ich bin stolz darauf. Drückt mir die Daumen, dass alles gut läuft!
Die reisende Weltraumkatze