Donnerstag, 25. Februar 2016

Irgendwo in der Pampa

Die Woche im Yoga-Retreat war phänomenal, aber eine Woche hat auch gereicht und jetzt bin ich auf dem Weg nach Pai. Allein schon, weil Pai so niedlich klingt, muss ich dahin. Pai, Pai, Pai. Es ist laut den Erzählungen von anderen Backpackern ein Hippie-Dorf und ein Ort, den man neben Chiang Mai auch unbedingt gesehen haben muss. Ich hoffe, dass ich da Anschluss finden kann, jetzt da ich allein reise, aber ich bin ganz guter Dinge.
Meine Arbeit im Yoga-Retreat bestand hauptsächlich aus kochen und Wände bemalen. Das tolle war, dass ich nie wirklich kontrolliert wurde, ob und wie ich arbeite. Der Chef dort hat seinen Volunteers, die da in Hoher Zahl ein- und ausgehen, einfach blind vertraut (was auch mit sich gebracht hat, dass er keine Anweisungen gegeben hat und man einfach zusehen musste, wie man sich nützlich machen kann ohne Infos, wie was gemacht wird). Ein weiterer toller Aspekt am Aufenthalt dort war, dass alle Volunteers und Gäste im Grunde eine große Familie waren und es einen absolut gleichberechtigten Umgang miteinander gab. Es gab keine spürbaren Hierarchien oder Barrieren, weil die einen Gäste und die anderen "Bedienstete" waren. Es wurde immer gemeinsam gegessen und viel Zeit miteinander verbracht, manchmal auch gefeiert. Der Chef hat da etwas großartiges aufgebaut. Sein Name ist Ma, er ist Thailänder und spricht ganz gutes Englisch. Er ist Yoga-Lehrer, Zirkusartist, Akrobat und Feuershow-Künstler. Nachmittags hat er Yoga-Kurse gegeben, an denen ich immer brav teilgenommen habe. Am Anfang der Woche hatten wir noch eine Yoga-Lehrerin da, die das an seiner Stelle und zusätzlich morgens angeboten hat und ich mochte die Kurse bei ihr lieber, aber sie ist leider nach ein paar Tagen wegefahren. Jedenfalls lässt sich zu Ma sagen, dass er ein wirklich guter und großzügiger Mensch ist, der einfach seine Freude daran hat, sein Leben und sein Werk mit anderen zu teilen und weniger auf Profit aus ist. Man sieht, dass er ein glücklicher Mensch ist und ich fand sein Beispiel sehr inspirierend. (Das soll nicht heißen, dass er keine Macken hat, aber darüber werde ich jetzt nicht schreiben.) Ma hat ab und zu für seine Volunteers und Gäste Feuershows gemacht oder eine typisch thailändische Papier-Laterne spendiert, die man erst beschriftet/ bemalt und dann in den Himmel steigen lässt. Außerdem hat er uns alle an einem Tag zu einem Ausflug zu einem Museum (über die hinduistische Gottheit Ganesha) und einem Badefluss mitgenommen, den man als normaler Tourist nie und nimmer finden würde. Der Fluss war inmitten im Nirgendwo in einem ur-thailändischen Bauerndorf; dort gehen viele Einheimische zum Baden hin. Wir hatten eine tolle Zeit dort, auch wenn ich leider wegen Kreislaufproblemen nicht ins Wasser gegangen bin. Die Fahrt zu diesen Orten war auch unvergesslich, Ma hat seine Gäste und Volunteers einfach in die Ladefläche seines Pick-Ups gesetzt und wir haben während der Fahrt (teilweise entlang herrlicher Landstraßen, teilweise bei 100 km/h über die Autobahn) "King of the Bongo" und lateinamerikanische Musik aus einer Box gehört. Sowas erlebt man einfach nicht, wenn man als reicher Tourist reist, und ich finde das viel cooler. Wenn man arbeitet, mit den Einheimischen lebt, deren Lebensbedingungen adaptiert, ist man einfach viel näher an dem Land dran als jeder Hotel- und Restaurant-Tourist. Wir haben unser Essen selber auf einem Markt eingekauft und zubereitet und es war das beste Essen, das ich je hatte. Wir hatten massig Obst und Gemüse und alles war sehr gesund. Manchmal hat auch Ma für uns super exotische Sachen zubereitet. Da das Yoga-Retreat mitten in der Pampa war, gab es auch dort (außerhalb des Retreats) keine Touristen der Markt und die ganze Umgebung waren sehr authentisch und echt-thailändisch. Um die Besorgungen zu machen, haben wir klapprige und rostige Fahrräder benutzt, was den ganzen Eindruck irgendwie noch verstärkt hat. Das Yoga-Retreat war von leuchtend grünen Reisfeldern umgeben und sehr naturnah, mit Bambushütten, Gärten und Holzkonstruktionen gebaut. Es gab auch drei kleine Hauptgebäude aus Stein. Alles dort war liebevoll dekoriert, mit Wandmalereien, Figuren, Fähnchen usw.. und eben diese Deko wird von den Volunteers konstant ausgebaut. Es war ein wirklich schöner Ort. Aber man soll aufhören, wenns am schönsten ist oder so... nee, das passt schon ganz gut, dass ich da jetzt weg bin. Meine 2 Mit-Voluntärinnen (am Anfang waren es mehr) sind heute auch weggefahren und irgendwie wäre dann alles anders geworden. Außerdem habe ich nur noch 2 Wochen, um 2 Orte (Pai und danach Mae Hong Son) zu sehen, bevor ich mich in ein buddhistisches Kloster auf einem Berg zurückziehe. Ja, ich mache das wirklich. Am 12.03. geht es los und ich werde dort drei Wochen bleiben. Aber ist ja noch eine Weile hin.
So, und jetzt auf geht's nach Pai! Pai, Pai, Pai.

Fotos: OMG ich habe herausgefunden, wie man Beschreibungen hinzufügt xD 

Meine Hood
Sunset-Bar (da wird gefeiert)
Küche
Nicht meine Hood
Nochmal Küche
Yoga House (das Herzstück des Retreats)
Sunset-Bar von "innen". Die Gebäude sind im Erdgeschoss sehr offen.
Die Umgebung
Meine Arbeit (in der Sunset-Bar, leider mangels gelber Farbe nicht fertig geworden)
Dachterrasse
Frühstück von Ma zubereitet
Yoga-Kurs
Yoga House Community
Ma macht eine Feuershow
Laterne bemalen...
... und steigen lassen
Ganesha-Museum
Ganesha-Museum
Ganesha-Museum (nach einem Gebet bekommt man einen orangenen Punkt auf die Stirn)
Habsch auch gemacht 
Thailand pur (und eine Kapuze)
Im Pick-Up
und so
Bauerndorf
Bauerndorf
Badefluss
Badefluss
Ma in seiner Lieblingsposition
Wir haben uns den Fluss mit einem Bullen geteilt
Party
Unterwegs zum Markt morgens um 7
Markt
Lagerfeuer (gab es so ziemlich jeden Abend)
Ein zweites Mal eine Laterne steigen lassen

Donnerstag, 18. Februar 2016

Chiang Mai: Da gibt es vieles

Von allen Backpackern, die ich bisher getroffen habe, hat mir ausnahmslos jeder gesagt, dass ich Chiang Mai gesehen haben muss. Auch in jedem Reiseführer wird Chiang Mai als Highlight aufgelistet. Es ist die zweitgrößte Stadt Thailands und liegt im Norden. Die Busfahrt von Kanchanaburi hat 12 Stunden gedauert. Karsten und ich kamen erst um 21 Uhr abends an und viele Hostel-Rezeptionen hatten schon zu. Die restlichen Hostels waren alle voll. Das hatte ich nicht erwartet, aber es ist tatsächlich sehr schwer, einen Platz in einem Hostel in Chiang Mai zu finden. So irrten wir dann nachts eine geschlagene Stunde von Hostel zu Hostel, um einen Platz zu finden, was dann aber letztlich geklappt hat (ich war derweil völlig fertig mit den Nerven, ich sah mich schon auf der Straße schlafen). Das war unsere Ankunft. Am nächsten Tag mussten wir ein anderes Hostel suchen, was aber recht schnell geklappt hat. Und was gibt es in Chiang Mai so zu sehen? Eine Menge. Aber ehrlichgesagt bin ich der Stadt nicht so sehr verfallen, wie es vielleicht sein sollte. Es ist eine schöne Stadt, aber eben eine Stadt. Dort gibt es genauso sehr fette und laute Straßen voll Chaos wie überall anderswo. Die kleineren Gassen zwischendrin sind etwas ruhiger und sehr schnuckelig und es gibt überall haufenweise Restaurants, Bars, Straßenstände, Märkte usw.. Aber ich habe ganz schwerlich richtige Ruhe und Parks vermisst. Daher habe ich mich da nicht einmal besonders wohl gefühlt. Aber ich habe SEHR viele Tempel gesehen (die sind über die ganze Stadt verstreut), 3 Museen besucht und war viel auf den Straßen und Märkten bummeln, das über 4 Tage. Am fünften Tag (gestern) bin ich alleine aus der Stadt rausgefahren, um das Elephant Conservation Center zu besuchen. Karsten hatte keinen Bock. Das ist ein Park, wo Elefanten auf sehr artgerechte Weise gehalten und auch im eigenen Elefantenhospital medizinisch versorgt werden. Dort wird Elefanten auch das Malen an Staffeleien beigebracht, was weltweit einzigartig ist. Ich habe es selber gesehen und war sehr beeindruckt. Die Elefanten haben mit einem Pinsel im Rüssel sehr einfache, aber doch sehr klar erkennbare Bilder gemalt (einen Blumenstrauß oder einen Elefanten z. B.). Und ich habe mir endlich einen Lebenstraum erfüllt: Ich bin auf einem Elefanten geritten! Zwar nicht so wie auf einem Pferd, sondern auf einer kleinen Bank die auf den Elefanten geschnallt war, aber immerhin! Ich glaube, für Leute ohne Erfahrung ist es ohnehin zu gefährlich, auf einem Sattel zu sitzen. Man wird unwahrscheinlich hin- und hergeschleudert - was für eine Erfahrung :D Ich habe mir die kleine Bank mit einem thailändischen Herrn und seinem kleinen Sohn geteilt (um Geld zu sparen... Elefantenreiten ist sau teuer). Die beiden waren sehr lieb und gut drauf und der kleine Junge hat manchmal während des Ritts, der eine halbe Stunde gedauert hat, gesungen. Oh mein Gott... das war eines der besten Erlebnisse meines Lebens :D Sonst habe ich da noch viele Elefanten geguckt und habe einen Elefantenfriedhof gesehen und war nach der ganzen Tour sehr zufrieden.
Ich habe mich in den letzten Tagen viel übers Internet um eine Arbeit gekümmert, weil mir zunehmend Ruhe, Routine und Beständigkeit gefehlt hat. Dieses ganze Reisen und täglich neue Dinge sehen ist zwar sehr schön und sehr erfüllend, aber eben auch sehr stressig für mich. Irgendwann ist es einfach zu viel des immer wieder Neuen und Aufregenden. Ich habe dann gestern spät abends sehr kurzfristig eine Zusage für einen Job bekommen, der heute begonnen hat. Ich wurde mittags in Chiang Mai vom Arbeitgeber abgeholt. Unter diesem Vorwand konnte ich auch Karsten loswerden, was mir sehr recht ist. Das klingt jetzt sicher fies und das will ich nicht. Ich habe ihn sehr gern, er ist ein klasse Typ, nur irgendwie sind sein Reisestil und seine Einstellungen so anders als meine, dass es einfach nicht gepasst hat. Ich habe angefangen, mich verantwortlich für ihn zu fühlen, weil er nichts mit sich anzufangen wusste, wenn ich ihn nicht "bei der Hand" genommen hatte und es war ihm auch alles völlig egal... ich habe alles für uns organisiert und fast alles entschieden und mit der Zeit wurde das anstrengend und unangenehm für mich. Trotzdem wird er mir auch fehlen. Wir waren 2 einhalb Wochen zusammen unterwegs und dann wächst man unweigerlich zusammen. Aber es ist das Richtige, sich zu trennen.
Ich bin jetzt also bei meiner neuen Arbeitsstelle. Das ist ein Yoga-Retreat auf dem Land etwas außerhalb von Chiang Mai. Der Ort ist ruhig und ein einziges Naturparadies - eine Wohltat nach 5 Tagen Chiang Mai. Es gibt außer mir noch 5 Volunteers und ich muss 2 Stunden täglich arbeiten (kochen, gärtnern, putzen etc.). Dafür darf ich umsonst in einer Bambushütte schlafen, die ich mir mit einer schüchternen süßen Ungarin teile. Eingekauft, gekocht und gegessen wird gemeinsam und dazu werde ich Geld beitragen müssen. Aber das ist schon völlig ok so - ich spare immer noch sehr viel Geld und ich bin in der Gesellschaft von sehr lieben Menschen! Ich möchte hier eine Woche bleiben und schreibe bald, wie es ist, hier zu arbeiten.
Bis dann!

Fotos:
Alles Chiang Mai City, zum Schluss Elephant Conservation Center (erstes Foto davon: malende Elefanten! Vorletztes: Elefantenfriedhof)