Donnerstag, 31. März 2016

Abschied von der Zivilisation

Seit gestern bin ich wieder in Chiang Mai (ich entwickele wegen dem Klima, der Luft und der Moskitoplage langsam einen Hass auf diese Stadt) und morgen fahre ich endlich ins Kloster. Ich werde dann für 2 Wochen komplett abgeschnitten von der Zivilisation sein und verabschiede mich mit diesem extra langen Blog-Eintrag schonmal offiziell. Bevor es ins Kloster geht, muss ich hier in der Stadt noch ein paar Dinge erledigen - und ganz wichtig: Eine Pizza essen. Das ist viel teurer als ein Thai-Gericht, aber ich muss mir das jetzt einfach gönnen. Seit Wochen esse ich nur Reis oder Reisnudeln mit irgendeinem Matsch drauf und ich vermisse das westliche Essen immer mehr. Auf der Mindful Farm war das Essen immer vegan und meist köstlich, aber auch da war immer Reis in jedem Gericht mit drin. Ich brauche was Ungesundes :D
Meine letzten Tage auf der Mindful Farm waren sehr schön. Nachdem mir Pi Nan das Sport-und-Chill-Programm verordnet hat, habe ich 2 Tage wirklich viel ausgeruht und irgendwie war es mir schon zu entspannt. Ich habe angefangen, mich zu langweilen. Am dritten Tag hat Pi Nan mich und einige weitere Volunteers in die Ladefläche seines Pick-Ups geladen und zum matschigen See hinter dem Damm gefahren. Dort waren wir eine Runde schwimmen und hatten viel Spaß. Das Ufer war aber von spitzen Steinen übersät und ich habe mir leider, als ich ins Wasser gegangen bin, die Unterseite des rechten Fußes aufgeschlitzt. Es haben sich auch einige andere an den Steinen verletzt, aber keiner so schlimm wie ich. Es hat dazu geführt, dass ich die restlichen Tage auf der Farm humpeln musste und das Sportprogramm, das hauptsächlich aus Joggen bestand, sich für mich komplett erledigt hat. Auch Yoga war nur sehr eingeschränkt möglich. Das war sehr schade, aber ich behalte Pi Nans Rat auf jeden Fall im Herzen und möchte dieses Programm definitiv in Deutschland weiterführen. Der Schnitt war an sich nicht so tief, aber so unglaublich ungünstig quer an meinem Fuß gelegen, dass die Wunde jedesmal wieder aufgerissen ist, wenn ich den Fuß nur ein bisschen gestreckt habe. Mittlerweile ist die Wunde endlich zu und ich kann wieder normal laufen, aber ich bin weiterhin sehr vorsichtig. Seit dieser Verletzung jedenfalls wurde es mir definitiv zu langweilig, weil ich keinen Sport mehr machen konnte und ich habe wieder angefangen, zu arbeiten. Am Tag nach der Verletzung wurde ich darum gebeten, das Kunstprojekt der Dorfschule mit den Kindern fortzusetzen und das habe ich natürlich gerne gemacht. Ein Dorfbewohner wurde beauftragt, mich auf seinem Motorroller hin- und später wieder zurückzufahren, weil es zur Schule ja 20 Minuten laufen sind und die Leute mich die Strecke nicht humpeln lassen wollten. Allgemein waren alle sehr lieb und zuvorkommend zu mir und fragten mich ständig, wie es meinem Fuß geht. In der Schule hat sich herausgestellt, dass wir das Kunstprojekt nicht fortsetzen, sondern komplett von vorne durchführen mussten, weil jemand das Bild an der Außenwand der Schule für eine willkürliche Schmiererei von den Kindern gehalten hat und komplett in weiß übermalt hat :D Das fand ich einerseits traurig, weil es zeigt, wie wenig Ahnung die Leute von ästhetischer Bildung haben. Sie halten nur genormte, geleckt saubere und "hübsche" Bilder für Kunst und tolerieren keine individuelle Ausdrucksfreiheit. Andererseits fand ich das irgendwie auch echt lustig. Jedenfalls lief das Projekt diesmal besser, weil wir die "bösen" Farben weggelassen und nur Acrylfarben benutzt haben. Es waren auch mehr Kinder da, als letztes Mal und deswegen haben wir recht schnell das Bild an der Außenwand fertig bekommen und hatten dann sogar noch genug Zeit, eine Innenwand fertig zu bemalen. Das ganze war wegen der vielen Kinder auch ziemlich chaotisch und schwer zu überblicken, einige Dinge sind aus dem Ruder gelaufen, aber da muss man eben etwas Frustrationstoleranz haben :D Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass die Bilder nicht wieder weiß übermalt werden. Damit sie etwas "Erwachsenen-verträglicher" werden, habe ich mich später und an den folgenden Tagen viele Stunden der Überarbeitung der Bilder gewidmet. Ich wurde darum gebeten. Hauptsächlich ging es darum, alle Flächen ausgefüllter und sauberer aussehen zu lassen, die Linien klarer zu machen usw.. Wenn es nach mir und den Kindern ginge, hätten wir alles so gelassen, aber ich wollte auch nicht, dass alle Erwachsenen skeptisch die Miene verziehen, wenn sie die Bilder sehen. Daher habe ich das für die Erwachsenen gemacht, damit sie sich einen Keks freuen. Als ich mit dem Überarbeiten fertig war, hat es mich mit großer Zufriedenheit erfüllt. Ich hatte das ganze Ergebnis des Projekts vor Augen, welches ich selber organisiert, mit den Kindern durchgeführt und überarbeitet habe. Es war einfach eine runde Sache.
Jedesmal, wenn ich zum Arbeiten zur Schule wollte, wurde ich wieder von einem Dorfbewohner gefahren. Ich habe in meiner Zeit auf der Farm viele Dorfbewohner kennengelernt und irgendwie wurden wir uns vertraut, auch wenn die meisten von ihnen gar kein oder nur ganz gebrochenes Englisch sprachen. Die liebe Restaurantköchin, mit der ich öfter mit Händen und Füßen geredet habe, hat mir zum Abschied ein bisschen Kräutersalbe gegen Muskelschmerzen in ein Papierchen gewickelt und geschenkt, weil sie dachte, ich hätte mir den Fuß verstaucht und nicht aufgeschnitten. Ich fand das unheimlich rührend und wir haben uns herzlich unarmt. Dieses vertraute, freundschaftliche Verhältnis zu den Dorfbewohnern wird mir fehlen. Sonst bin ich ja überall immer nur die Fremde. Naja, das Leben bzw. Reisen muss weitergehen.
Ich wollte unbedingt in dieses buddhistische Kloster, schon seit mir ein junger Mann auf dem Jakobsweg davon erzählt hat. Dass ich komplett abgeschnitten von der Zivilisation sein werde, klingt vielleicht etwas zu hart. Ich werde ja in einem Meditationszentrum (oder Kloster, wenn man so will) neben einem Tempel leben, der extrem berühmt ist und von sehr vielen Touristen besucht wird. Das heißt, ich werde immer irgendwie umgeben von Menschen sein. Der Tempel heißt Doi Suthep, liegt auf einem Berg neben Chiang Mai und zählt zu den wichtigsten Tempeln Thailands.
Ich werde trotzdem irgendwie abgeschnitten von der Menscheit sein. Es gibt dort nämlich kein WLAN und selbst wenn es das gäbe, wäre es wahrscheinlich verboten, es zu benutzen. In dem Kloster herrschen nämlich sehr viele recht strenge Regeln. Reden und gar Augenkontakt mit anderen sind komplett verboten. Es soll nämlich ein Gefühl der Isolation entstehen. Alle müssen komplett in weiß gekleidet sein (Ich habe mir Kleidung in Chiang Mai besorgt). Musik hören, lesen, schreiben, daddeln oder sonstige Aktivitäten, ich glaube sogar Sport sind verboten. Es soll jeden Tag etwa 10 Stunden meditiert werden und mit den Regeln wird unterstützt, dass man dem Geist kein Futter gibt, sich abzulenken oder abzudriften. Es sind also alles nur gutgemeinte Regeln, damit man möglichst viel vom Aufenthalt im Kloster hat. Ich kann mit allem gut leben, bis auf 2 Regeln: Kein schreiben und kein Sport. Schreiben ist sehr wichtig für mich, ich habe mein ganzes Leben immer sehr viel geschrieben, weil es mir hilft, meine Gedanken zu ordnen und abzulegen. Und ich kann mir nicht vorstellen, 10 Stunden ab Tag nur zu sitzen oder langsam zu gehen, ohne einen körperlichen Ausgleich zu haben. Aus diesen Gründen werde ich vielleicht heimlich in meinem Zimmer schreiben und Yoga machen. Ich denke, das ist ok, weil es für mich Sinn macht.
Es gibt laut der Internetseite des Klosters ( http://www.fivethousandyears.org/ ) einen genauen Tagesplan, den ich hier mal wiedergeben werde:

5.00 Uhr morgens: Aufstehen (sich für morgendliches Gespräch über den Buddhismus vorbereiten)
5.30 Uhr: Gespräch in der Gruppe
7.00 Uhr: Frühstück in der Gruppe
8.00 Uhr: Individuelle Morgen-Meditation
11.00 Uhr: Mittagessen in der Gruppe
12.00 Uhr: Individuelle Nachmittags-Meditation
14.00 Uhr: Berichterstattung der Meditationserfahrungen zum Lehrer (individuell)
18.00 Uhr: Abendgesang in der Gruppe
19.00 Uhr: Individuelle Abend-Meditation
21.00 Uhr: Schlafen

Es könnte eine harte Erfahrung werden. Es wird wahrscheinlich Momente geben, in denen ich frustriert bin und aufgeben möchte. Aber ich möchte diese Herausforderung annehmen und es wirklich ernsthaft durchziehen. Ich erhoffe mir nämlich, dass es auch eine sehr lehrreiche, gute und heilsame Erfahrung wird. Ich habe mich entschieden, in dieses Kloster zu gehen, weil ich wirklich gerne lernen will, richtig zu meditieren. Ich habe es in meinem Leben oft versucht und bin immer dran gescheitert. Dabei weiß ich sehr gut um die positiven Effekte des Meditierens und ich kenne eine Menge Theorie. Nur die Praxis fiel mir immer unheimlich schwer. Ich hoffe, dort in dem Kloster einen kleinen Durchbruch zu haben und das Meditieren wirklich (nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen) zu durchdringen und zu verinnerlichen. Ich freue mich auf die Zeit im Kloster, und auch wenn sie vielleicht nicht immer rosig sein wird, wird sie bestimmt eine Bereicherung für mich sein. Am 14.04. werde ich wieder "entlassen" und fahre dann direkt weiter nach Laos, weil mein Visum für Thailand an dem Tag ausläuft. Ich melde dann mich wieder, sobald ich Zeit finde. 
Auf Wiedersehen, Zivilisation!

Fotos:
Bitte schaut euch auch die Fotos in den letzten 2 Einträgen an, sie konnten jetzt endlich hochgeladen werden.

Restaurant und dahinter die Dorfschule
So sieht das Dorf aus. Wo sind die Häuser? Richtig, es gibt kaum welche.
Kleine Tempelanlage im Dorf
Das Bild habe ich gezeichnet und teils gemalt, später (nachdem mir das Sport-und-Chill-Programm verordnet wurde) wurde es von wem anders übernommen.
Zweites Mal: Kunstprojekt
Ergebnis an der Außenwand (nicht überarbeitet)
Malen an der Innenwand der Schule
Endergebnis, von mir fertig überarbeitet
Die Bambusbrücke, die das Dorf mit der Mindful Farm verbindet
Baden im Matschsee. Der zweite von rechts ist Pi Nan.
Matschiger See ist matschig
Gemeinsam kochen
Küche
Wo ist der Fehler im Bild?
Frühstück in der Stille
Eines der besten Essen die es gab
Ich bin voll auf dem Damm

Donnerstag, 24. März 2016

Mindful Farm, die Zweite

Ich habe mich entschieden, bis zum Ende des Monats auf der Mindful Farm zu bleiben, denn mit der Zeit hat es mir hier immer besser gefallen. Auch wenn die Arbeit sehr hart war, war sie doch ein ganz besonderes Erlebnis für mich. Seit heute muss ich nicht mehr arbeiten, aber zu den Gründen komme ich später. In den ersten Tagen habe ich in den Gärten direkt auf der Farm gearbeitet, d. h. Unkraut gejätet, Pflänzchen gepflanzt und Dinge geschleppt. An den folgenden Tagen wurde ich zusammen mit ein paar anderen Volunteers zu benachbarten Feldern geschickt, um den Einheimischen einmal beim Bohnen und Erdnüsse pflanzen und das andere mal bei der Knoblauchernte zu helfen. Das war für mich besonders spannend, weil wir ganz eng mit den einheimischen Farmern zusammengearbeitet haben. Sie mussten uns mit Händen und Füßen erklären, was wir zu tun haben und irgendwie hat man sich verständigt. Die Leute waren sehr freundlich und dankbar und ein Mann hat mir was von seinem Proviant abgegeben, ein komisches grünes und extrem bitteres Kraut. Er hat mir danach auch einen Joint angeboten, aber den habe ich abgelehnt. Joints zu rauchen scheint etwas ganz natürliches für die Farmer zu sein, ich habe viele rauchen sehen. Außerdem hörten sie beim Arbeiten eine Art thailändische Volksmusik und redeten und lachten viel. Die Arbeitsatmosphäre war entspannt und heiter. Näher dran sein an einer Kultur kann man nicht, genau das fand ich so großartig an der Arbeit. Nach diesen Jobs wurde ich an einem Tag in die Dorfschule geschickt, um mit den Kindern ein kunstpädagogisches Projekt durchzuführen. Sie haben unter meiner Aufsicht (und nicht Anleitung) die Außenwand der Schule bemalt und es hat sich herausgestellt, dass dies wegen den Farben ein kleines Desaster war, weil sie extrem klebrig und hartnäckig und für Kinder absolut untauglich waren. Aber ich konnte ja nicht auf den Dosen lesen, was das für Farben waren und andere gab es nicht... das Bild an der Wand ist zwar zustande gekommen, aber ich will nicht wissen, wie sauer die Eltern waren, dass die Kleidung ihrer Kinder hinüber und deren Haut praktisch wie tätowiert war. Die Farbe kann man nämlich nicht von der Haut abwaschen, es dauert Tage bis sie allmählich von selbst runtergeht. Ich selbst war am schlimmsten mit Farbe beschmiert, ich weiß wovon ich spreche. Naja, ich habe jedenfalls versucht das beste aus dem Projekt mit den mir gegebenen Mitteln zu machen. An den folgenden 3 Tagen wurde ich beauftragt, die Wand im inneren des Restaurants im Dorf zu bemalen, welches auch Pi Nan gehört. Zu dem kleinen Dorf muss man etwa 20 Minuten von der Farm aus laufen und die Bewohner haben mich teils schon von den anderen Arbeiten her gekannt. Es war sehr schön, von ihnen auf dem Weg immer angelächelt und gegrüßt zu werden und einer der Farmer hat mich einmal sogar extra mit seinem Motorroller zum Restaurant rübergefahren. Ich werde hier gekannt und gewertschätzt und das ist unbezahlbar. Ich habe die Arbeit im Restaurant gemocht, sie war leicht UND im Schatten. Ich hatte nicht vor, meine Arbeit niederzulegen, aber gestern nachmittag hatte ich ein persönliches Gespräch mit Pi Nan und er hat mir letztlich dazu geraten, nicht mehr zu arbeiten. Obwohl ich gar nicht darauf hinaus wollte, aber er meinte das sei gerade das beste für mich und ich vertraue dem Urteilsvermögen dieses Mannes. Worum es in dem Gespräch ging, will ich an dieser Stelle nicht erwähnen, es ist zu persönlich. Jedenfanfalls habe ich jetzt offiziell die Lizenz zum Chillen und Nichtstun und zwei andere Volunteers werden das Bild im Restaurant für mich fertig malen. Pi Nan hat mir ein spezielles Sportprogramm verordnet, welches ich jeden Morgen um halb 7 durchführen muss (und auch möchte). Später darf ich mich in Meditation und Yoga üben, so viel ich will und ich darf auch immer noch hier und da auf der Farm helfen, wenn ich das will. Wenn ich müde bin, soll ich einfach schlafen, egal wann und egal wie viel, und wenn ich chillen will, dann chille ich. Ich finde diese Anordnung ziemlich krass, es erfüllt mich mit Dankbarkeit und ich bin beeindruckt von der Weisheit und Großherzigkeit von Pi Nan. Dieser Mensch inspiriert mich. Ich fühle mich etwas schlecht dabei, alle Verantwortung abzugeben und mich praktisch von den anderen bedienen zu lassen, aber ich versuche es anzunehmen. Pi Nan ist auch der Meinung, dass ich mich so am besten auf das Kloster vorbereiten kann, denn jetzt wäre es womöglich "zu schwer" für mich.
Das Leben auf der Farm bestand in den letzten Tagen natürlich nicht nur aus Arbeit. Alles ist hier sehr genau durchstrukturiert, wie ich schon letztens geschrieben habe, und auch Entspannungszeiten gehören zum Tagesprogramm. Konkret sind die Tage so: 6:30 aufstehen, 6:45 Yoga bis 8, dann Frühstück in der Stille (kein reden), alle sitzen auf Kissen auf dem Boden in eine Richtung ausgerichtet. 9 bis 12 Uhr Arbeit, 12 Uhr Mittagessen (reden nur beim Frühstück verboten), Abwasch/ putzen, bis ca. 15:30 Freizeit, dann wieder Arbeit bis ca. 16/17:30 (aber nicht immer zwangsläufig, manchmal freiwillig ), 18 Uhr Abendessen, Abwasch, 20 Uhr Gruppenmeditation und anschließend ein Vortrag von Pi Nan oder eine Diskussion über den Buddhismus, und um 21 fallen alle müde und erschöpft ins Bett. Jeder Tag ist so, und doch ist jeder Tag irgendwie anders. Hier gehen täglich Volunteers weg und Neue kommen dazu. Wir sind immer etwa 20. Alle sind größtenteils in meinem Alter, kommen aus aller Welt und es ist spannend, jeden kennenzulernen. Viele Bekanntschaften sind sehr oberflächlich, aber es ist auch schwer zu vertiefen bei dem ganzen Kommen und Gehen. Trotzdem besteht zwischen allen augenblicklich eine freundschaftliche, warme Atmosphäre. Sobald jemand neues ankommt, wird er mit offenen Armen aufgenommen und integriert. Wir sind hier wie eine große Familie, dessen Konstellation sich täglich ändert. Ich habe mich an das Kommen und Gehen der Leute gewöhnt und finde es wirklich, wirklich schön hier. Auch die härteste Arbeit bekommt durch diese Leute einen positiven Beigeschmack und ist weniger hart.
Jetzt habe ich also noch ein paar Tage nur für mich an diesem magischen Ort und möchte das meiste da rausholen. Ich arbeite viel an meinem Körper und an meinem Geist. Und ich merke, wie mich manchmal wieder ein tiefes Glücksgefühl überkommt. Es ist doch nicht so schlecht gewesen, dass ich den Fehler mit dem Kloster gemacht habe und meinen Plan ändern musste. Vielleicht sollte es genau so sein, damit ich zu diesem Ort finde. Schicksal und so.

Fotos:

Mindful Farm
Kleiner Meditationstempel
Sicht von dort aus bei Sonnenaufgang
Umgebung der Farm
Mindful Farm, hinten ist mein Schlafgemach
Gemeinschaftsbereich - hier wird gegessen und gemeinsam meditiert
Toilettenhäuschen
Die Häuschen der Farm stehen sehr vereinzelt in so einer Landschaft
Rechts: Küche, links: Bad
Küche und Waschbereich
Der Tempel auf dem Damm. Dort mache ich mein morgendliches Sportprogramm
Auf dem Damm
Aussicht vom Damm. Dort ist eine Baustelle
Nachbarfeld der Farm, Bohnen und Erdnüsse pflanzen
Knoblauchernte
Knoblauchernte
Knoblauchernte Part 2: Knoblauch zusammenbinden
Vorbereitung für das Kunstprojekt in der Dorfschule. Ja, die Schule besteht nur aus deisem offenen "Kasten"
Durchführung des Kunstprojekts

Donnerstag, 17. März 2016

Mindful Farm

Ich bin jetzt schon seit ein paar Tagen auf der Farm irgendwo im Nirgendwo etwa 75 km außerhalb von Chiang Mai und habe gemischte Gefühle. Die positiven Punkte sind, dass es ein wirklich schöner Ort ist, ich wieder umgeben von reinster Natur bin, die Gemeinschaft an Volunteers toll ist (wir sind zur Zeit 20) und der Chef ein extrem netter und weiser Mann ist. Sein Name ist Pi Nan und er war früher ein buddhistischer Mönch, heute leitet er zusammen mit seiner Frau die Farm und versucht, große Visionen über die Verbesserung der Welt zu verwirklichen. Der eine große und sehr negative Punkt ist die Arbeit. An sich ist Farmarbeit ja schön, aber nicht bei 3 Stunden in der thailändischen Mittagssonne. Das macht mich jedes mal so fertig, als ob ich 8 Stunden gearbeitet hätte. Und nachmittags wird auch nochmal 1 bis 2 Stunden gearbeitet, obwohl offiziell 3 Stunden Arbeit vereinbart sind (und ich will nicht der einzige Arsch sein, der sich aus Prinzip weigert). Schließlich bekommen wir hier nur die Unterkunft und nicht das Essen umsonst. Die Arbeit ist die Unterkunft, die bei mir aus einer offenen Lehmhütte mit einer natürlich steinharten Matratze besteht, also nicht wert. Andererseits hat die Unterkunft tierischen Charme (inkl. Käferchen, die überall rumkriechen) und ich schlafe gerne dort. Genauso wie der ganze Ort eine Magie ausstrahlt. Die Farm trägt den Namen "Mindful Farm" und der Name ist Programm. Pi Nan legt Wert darauf, dass alles möglichst achtsam getan wird, dass eine ruhige Atmosphäre herrscht, dass wir  über den Buddhismus lernen und inneren Frieden finden. Zum Tagesprogramm gehören Yoga-Kurse, Meditationen, Gespräche über den Buddhismus und extrem gesunde Mahlzeiten. Wir nehmen sehr viel Essen direkt aus der Farm und alles ist vegan. Alles ist hier sehr naturnah überwiegend aus Lehm gebaut, die Toiletten sind schlichtweg Löcher im Boden (was ich schon gewohnt bin) und in der Küche wird über Feuerstellen gekocht, für welche Holz gesammelt werden muss usw.. Es ist alles wirklich das Gegenteil von Luxus. Aber genau das finde ich so schön. In Chiang Mai habe ich mich wieder nicht so wohl gefühlt, weil es eben so städtisch und laut ist. Zusätzlich herrscht da zur Zeit ein unerträgliches Klima und die Luftverschmutzung ist extrem. Diese Zeit wird "Smokey Season" genannt, weil überall im Norden Thailands abgeerntete Reisfelder verbrannt werden und sich der Rauch wunderbar im Tal, in dem Chiang Mai liegt, sammelt und sich mit dem ohnehin schon vorhandenem Smog vermischt. Ergebnis: Es ist viel heißer als auf dem Land und die Luft lässt sich kaum atmen. Es ist eine große Erleichterung gewesen, auf die Farm zu kommen. Hier ist das Klima von 19 Uhr bis 9 Uhr morgens erträglich, auch wenn der Rauch auch hier sichtbar ist. Jedenfalls habe ich trotzdem irgendwie versucht, das beste aus meiner Zeit in Chiang Mai zu machen. Ich habe mich viel auf Märkten rumgetrieben, mein Visum verlängert (ein elender Behördengang, der viele Stunden in Anspruch genommen hat) und an einem Tag einen Ausflug auf dem Motorroller mit einem Freund aus meinem Hostel gemacht (ich auf dem Rücksitz). Das war ein großartiger Tag, wir sind hoch in die Berge gefahren, die Teil eines Nationalparks sind und haben abgelegene, kleine Orte besucht: Aussichtspunkte, einen Tempel, zwei Dörfer und zwei ausgetrocknete Wasserfälle. Ich habe noch Eintritt bezahlt, um einen berühmten Palast zu sehen, aber aus irgendeinem Grund war dieser dann verschlossen und man konnte nur die Gärten außenrum bestaunen, was sich aber auch schon gelohnt hat. Am besten war aber einfach das Fahren auf dem Roller, denn die Luft war so schön frisch und kühl. Als wir wieder in Chiang Mai reingefahren sind, war es so, als würden wir mit jedem Meter mehr und mehr in eine ekelhafte Suppe eintauchen. Naja, auch eine Erfahrung. Ich habe noch etwas anderes sehr schönes erlebt: An meinem letzten Abend in Chiang Mai habe ich den Nachtmarkt besucht und einer Gruppe von Straßenmusikern zugesehen, die auf einem bekannten Platz standen. Ich fand deren Musik ziemlich gut und war die einzige, die für die Leute stehengeblieben ist. Nach 2 Liedern wurde ich dann von einem der Musiker eingeladen, mich Ihnen anzuschließen. So habe ich dann einen Schellenring bekommen und 1 Stunde lang mit ihnen musiziert. Das hat wahnsinnigen Spaß gemacht. Mit der Zeit sind immer mehr Leute bei uns stehengeblieben, am Höhepunkt waren es vielleicht um die 40. Dann war ich schon ziemlich verlegen, weiter zu spielen, aber ich habe es trotzdem gemacht. Das war eine sehr gute Erfahrung. Die thailändischen Leute sind so nett, das ist wirklich erfrischend. Und es sind zutiefst friedliche und höfliche Leute. Das muss an ihren kulturellen Regeln, aber auch an ihrer buddhistischen Haltung liegen. Ich habe nicht einmal eine Gruppe von Assis oder einen aggressiven Menschen gesehen. Zudem sind die Thailänder extrem fleißige Leute und leisten täglich teils schwere Arbeit in der sengenden Hitze und dafür bewundere ich sie. Man merkt an vielen Punkten, dass es eine ganz andere Kultur ist, als in Deutschland. Das verwundert aber auch wenig, da das hier am anderen Ende der Welt ist.
Ich arbeite jetzt also erstmal weiter auf der Farm. Die Tage vergehen schnell, da sie sehr stark durchstrukturiert sind und es irgendwie wenig Freiraum gibt. Ich werde beobachten, ob ich mich hier wirklich wohl fühle oder mich doch eher quäle. Gerade sind meine Gefühle, wie gesagt, gemischt. Ich hätte gerne mehr Zeit für mich und weniger bzw. eine leichtere Arbeit. Also, ich beobachte meine Gefühle und bleibe vielleicht nicht bis Ende des Monats.

Fotos:

Chiang Mai Fressmeile
Chiang Mai Shopping Mall, weit außerhalb des Zentrums an der Autobahn. Dort musste ich mein Visum verlängern gehen. Da drin war alles so modern, sauber und geordnet dass ich für kurze Zeit wieder das Gefühl hatte, in Deutschland zu sein und mir kamen fast die Tränen. 
OMG Ich habe tatsächlich einen kleinen Park im Stadtzentrum gefunden
Park
Chiang Mai Skyline, Aussicht aus meinem Hostelzimmer
Ein typischer Markt. Nicht so schön? Nein, aber auch das ist Thailand.
Ein Tempelchen
Palastgarten
Palastgarten
Und der Palast!
Ein typischer Mini-Schrein
Dorf irgendwo in den Bergen
Blümchen
Krass oder?
Da unten laufen Dorfbewohnerinnen in traditionellen Trachten herum
Man beachte die Größe der Blätter in Relation zu den Menschen
Unterwegs mit meinem Hostelkumpel und noch einem weiteren Typ der sich uns später angeschlossen hat
Aussichtspunkt
Kleine Pagode
Aussicht von dort. Hier sieht man wunderbar die Luftverschmutzung
Ein Dorf am absoluten Arsch der Welt
Noch ein anderer Aussichtspunkt. Traurig, dass die Sicht so schlecht ist.
Ein ausgetrockneter Wasserfall
Die Luftverschmutzung über Chiang Mai. Ja, wirklich. Das ist kein Nebel.
Mit den Straßenmusikern in Chiang Mai
Chiang Mai Nachtmarkt
Kuriositäten auf dem Nachtmarkt
Nachtmarkt
Und endlich: Die Mindful Farm!
Mein Schlafgemach
Mein Schlafgemach
Farmarbeit
Farmarbeit
Farmarbeit