Freitag, 20. Mai 2016

Hue und Hoi An: Touristenkram

Ich bin jetzt wohl die ultimative Touristin. In Hue als auch einige Tage später Hoi an habe ich eigentlich nichts anderes gemacht, als den Freuden des durchschnittlichen Touristen zu frönen und mein Geld rauszuhauen. Dumm nur, dass es gar nicht so mein Ding ist, Touristin zu sein und ich viel lieber arbeiten würde. Es hat nur leider nicht geklappt, eine Stelle zu finden, da sich das komplette Angebot eigentlich nur auf Hanoi konzentriert und in anderen Städten nichts bzw. nichts in meinem Interessenbereich ist. Blöd. Also bleibe ich wohl weiterhin die ultimative Touristin und mache Touristenkram ohne Ende.
Hue ist eine große und nicht besonders schöne Stadt. Ich habe mich da auch nicht so wohl gefühlt. Den ersten Tag habe ich verplempert, weil ich so erschöpft von den Nachtfahrt im Bus war. Der zweite Tag wurde dadurch versaut, dass ich trotz Regen rausgegangen bin, um eine Touristenattraktion anzusehen und mir als Konsequenz meine Wunde am Zeh geplatzt ist. Ich habe nämlich als Schutz gegen den Regen das erste mal seit Langem wieder meine Schuhe angezogen und die Feuchtigkeit im Schuh hat wohl den Rest dazu beigetragen. Im Nachhinein betrachtet war das vielleicht ganz gut so, weil das angestaute Blut abfließen konnte und mein Zeh seitdem anfängt, langsam aber sicher wieder "normaler" auszusehen. Bis er aber wirklich normal sein wird, werden wohl noch Monate vergehen. Genug zu diesem ekeligen Thema. Jedenfalls war der restliche Tag im Eimer. Am nächsten Tag habe ich eine schöne Fahrradtour mit 2 Mädels aus meinem Zimmer gemacht. Es ging hauptsächlich durch idyllische Wiesen und brennende Reisfelder. Das ist ja geläufig hier, dass die Reisfelder nach der Ernte abgebrannt werden. Ziel war eine niedliche kleine Brücke, die von vielen Touristen besucht wird, danach ging es zurück. Am Tag darauf habe ich nochmal einen erfolgreichen Anlauf gestartet, die bekannteste Touristenattraktion der Stadt zu sehen (die ich schon zwei Tage vorher sehen wollte) und habe dort viel Zeit verbracht. Es handelt sich um die "alte Kaiserstadt" von Hue, einen Gebäudekomplex innerhalb einer riesigen quadratischen Mauer. Dort hat früher die Kaiserfamilie in absolutem Prunk und Reichtum gelebt und wichtigen Kaiserkram gemacht. Alte Tempel, Wohnbereiche, Versammlungshallen und Ruinen sind dort zu sehen. War schon cool. Am Nachmittag des gleichen Tages habe ich noch eine Kathedrale besucht und zufällig fand da wieder ein Gottesdienst statt. Den habe ich dann wieder komplett mitgemacht, er war aber bei weitem nicht so bewegend wie in Hanoi. Aber es war wieder interessant zu sehen, wie die Leute den Gottesdienst gestalten und die Texte vortragen, nämlich in sehr melodischer Weise und bis zu 3 Oktaven höher als in der normalen Stimmlage.
Am nächsten Tag bin ich dann nach Hoi An gefahren. Wieder so eine ultimative Touristenstadt. Aber ich muss sagen, dass dieser Ort ohne Abstriche als wunderschön und bezaubernd bezeichnet werden kann. Es ist so schön hier, dass mein Herz hüpft und ich Gänsehaut kriege, wenn ich durch die Straßen laufe. Es ist im Übrigen eine Unesco-Welterbe-Stadt, weil die Häuser vom Krieg weitgehend verschont wurden und so das Stadtbild noch aussieht, wie vor hunderten von Jahren. Nur eben mit vielen quietschig bunten Dekorationen und Touristenläden. Mein Hostel ist auch ganz gut, bis auf die Tatsache dass ich das Dreier-Zimmer immer mit verschiedenen jungen Männern teile, die chaotisch sind und schlichtweg stinken. Lüften hilft. In der Nähe dieser putzigen Stadt befindet sich ein Strand, an dem ich am ersten Tag und heute war. Ich liebe das Meer und könnte ewig einfach nur am Strand sitzen. Ansonsten war ich halt in der Stadt rumlaufen, Sightseeing, Touristin sein. Etwas, was mich hier unbeschreiblich nervt, ist der grenzenlose Elan der Straßenverkäufer, mir etwas anzudrehen. Sie sind unfassbar penetrant es ist unmöglich, sich etwas in den Läden oder Ständen anzusehen, ohne sofort und ohne Bedenkzeit zum Kauf genötigt zu werden. Die Frage ist nicht, ob ich etwas will, sondern gleich, wie viel ich davon will. Wenn ich sage, ich will nur gucken, fangen sie alle schon an, den Preis mit mir zu verhandeln, worauf ich keine Lust habe. Manche fahren die Strategie, mich erst in ein freundliches Gespräch zu verwickeln (woher ich komme, wie lange ich schon reise etc.) und mich erst dann zum Kauf zu nötigen. Es tut mir dann immer so Leid, sie zu enttäuschen, weil manche Leute wirklich freundlich sind und nicht nur so tun. Aber ich kann einfach nichts kaufen, wenn man mich unter Druck setzt und ich mich unwohl fühle. Deswegen habe ich bisher noch rein gar nichts gekauft. Wenn ich die Straßen in Hoi An entlanggehe, werde ich ungelogen jede Minute von einem Verkäufer angequatscht. Es hilft auch nicht, weiterzugehen, denn sie folgen einem oft und es reicht auch nicht, nur ein einziges mal nein zu sagen. Es muss schon mindestens 10 mal sein. Das ist etwas, was mich dermaßen auslaugt und nervt, dass ich manchmal schon von Vornherein 10 mal nein schreien oder in Tränen ausbrechen möchte, wenn ich wieder einen Verkäufer auf mich zukommen sehe. Natürlich kenne ich all das schon, es ist Asien, aber in Hoi An ist es wirklich extrem.
Was für ein Glückspilz ich sein sollte, all dies sehen und erleben zu dürfen (bis auf die eben beschreibene Situation). Doch ich bin tatsächlich immer noch nicht sehr glücklich und wünsche mir, ich könnte meine Erlebnisse mit meinen mir wichtigen Menschen teilen. Ich fühle mich sehr einsam. Die Oberflächlichkeit und Kurzweiligkeit aller hier entstehenden Beziehungen nervt mich und lässt mich resignieren. Ich werde zunehmend zum einsamen Wolf, weil ich keine Lust mehr auf oberflächliche Beziehungen und erwartungsgemäßes soziales Verhalten habe. Daher rede ich immer weniger mit Menschen. Ich bin gut darin, alleine zurechtzukommen und alleine Dinge zu unternehmen. Aber es macht mich zur Zeit nicht glücklich. Ich tu aber mein bestes, um irgendwie das bestmögliche aus meiner Zeit zu machen (ääh komischer Satz, ich weiß...). Morgen fahre ich weiter nach Nha Trang, einem kleinen Ort direkt am Meer. Es steht mir wieder eine Nachtfahrt im Bus bevor, yay. Aber am Meer fühle ich mich wohl. Es ist das beste, was ich jetzt machen kann, glaube ich.

Fotos:

Nur um euch mal das nicht besonders umwerfende Hue zu zeigen
Hue
Hue
Hue (und ich mitten im Horror-Verkehr auf dem Rad)
Fahrradtour
Brennende Reisfelder
Kleine Pause. Ich habe mit der lieben Getränkeverkäuferin (rechts neben mir) geredet. Sie hat mir ihre Familienfotos gezeigt und dann ihren Sohn gebeten, dieses Foto zu machen.
Die niedliche Brücke
Von innen
An einer idyllischen Landschaft
...
Fahrradtour
...die Mädels waren ziemlich für sich und ich fühlte mich etwas ausgeschlossen. Das macht nichts, meine Beziehungen lösen sich ja eh alle nach ein, zwei Tagen auf.
Saftig grüne Wiesen
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Ab jetzt kommen Fotos von der alten Kaiserstadt in Hue
Warum mache ich so einen Scheiß? Weil ich es kann 
Ein Bonsai-Bäumchen und im Hintergrund ein großes Bäumchen. Höhö
Tjaja die kaiserlichen Gärten sind schon ein Traum
Die Urnen sind den Herrschern gewidmet
...und das war die alte Kaiserstadt.
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Kathedrale in Hue
von innen
von innen
Nochmal weiter weg
Sicht aus dem Busfenster auf der Fahrt nach Hoi An
...nochmal
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Und nun kommen Bilder vom bezaubernden Hoi An. Lasst es auf euch wirken
(Ausstellung eines alten Familienhauses)
...wunderschön, oder?
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Zu guter Letzt: Bilder vom Strand nahe Hoi An

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