Ich bin in Vientiane. Aber ich will hier nicht sein. Die Stadt ist ziemlich ätzend und ich habe hier keine so gute Zeit gehabt. Eigentlich war seit der Ankunft klar, dass ich hier nur schnell mein Visum für Vietnam regeln und dann weg will. Leider hat sich alles doch viel länger gezogen, als geplant, denn ich kam an einem Freitag nachmittag an und musste dann erstmal bis Montag warten, bis die Botschaft wieder auf hat. Aber selbstverständlich stellte sich am Montag heraus, dass die Botschaft Urlaub hat. Gestern hatte sie wieder geöffnet und ich wollte eigentlich ein Express-Visum beantragen und am gleichen Tag weg. Aber auch das ging nicht. Ich bekomme mein Visum erst heute Nachmittag und steige danach direkt in den Bus nach Hanoi. Nach diversen Internet-Berichten ist das der "Bus aus der Hölle" und die Fahrt dauert mindestens 24 Stunden. Aber ich lasse mich davon nicht einschüchtern.
Die ersten 4 Tage in Vientiane konnte ich noch halbwegs sinnvoll verbringen. Ich bin wie üblich durch die Straßen gelaufen und habe Tempel und Sehenswürdigkeiten geguckt. Einmal habe ich auch an einem kostenlosen Meditationskurs in einem Kloster teilgenommen. Es waren etwa 20 Touristen da und wir haben mit den Mönchen zusammen meditiert. Das war mein wahrscheinlich bestes Erlebnis hier. Einer der Mönche dort sprach mich vorher übelst nervös an, ob er ein Selfie mit mir machen kann und mein Facebook haben darf. Natürlich durfte er. Das war niedlich. Ich sehe übrigens oft Mönche in den Tempelanlagen, die an Smartphones hängen. Facebook scheint auch bei ihnen sehr beliebt zu sein. Die Wandlung der modernen Welt geht eben auch an Mönchen nicht vorbei. An einem anderen Tag war ich mit 2 netten deutschen Mädchen aus meinem Zimmer im sogenannten "Buddha-Park" außerhalb der Stadt. Der Park ist recht klein, aber vollgestopft mit skurrilen Buddha-Statuen und anderen komischen Statuen. Im Grunde war alles schnell besichtigt und wir haben sehr viel einfach nur gesessen und gequatscht. Das war ein schöner Tag. An einem anderen Tag war ich noch in einem interessanten Museum, das die Zerbombung des Landes behandelt. Laos ist das am schlimmsten zerbombte Land der Welt. Etwa 30% der Bomben (davon viele kleine Cluster-Bomben) sind aber nicht explodiert und liegen wie Landminen im ganzen Land zerstreut. Daraus ergeben sich bis heute enorme Probleme. Unzählige Menschen wurden durch die liegenden Bomben getötet oder haben Körperteile verloren, sodass sie nicht mehr arbeiten können. Bis heute sind 87 000 Quadratkilometer mit Bomben kontaminiert, was über einem Drittel des Landes entspricht. Das Land wird in sehr aufwändigen Aktionen von speziellen Teams gesäubert. Sie schaffen aber nur 40 Quadratkilometer pro Jahr. Eind schreckliche und sehr traurige Situation.
Es ging mir ja im Allgemeinen nicht so gut in Vientiane. Das Visum zu regeln hat mich total gestresst und die Stadt hat mich deprimiert. Aber der Vogel wurde dadurch abgeschossen, dass ich mir vorgestern den großen Zeh zu Matsch gehauen habe. Mir ist durch einen ungeschickten Handgriff eine Wasserflasche draufgefallen. Er ist, um es möglichst milde zu beschreiben, lila-schwarz und verformt am Nagel. Aber zum Glück nicht gebrochen. Ich werde damit wohl zum Arzt müssen, aber das will ich erst in Hanoi machen, weil die medizinischen und hygienischen Standards in Laos viel schlechter sind. Ich muss schon wieder humpeln und bete, dass ich keine Infektion bekomme. Das hat meine Laune wirklich ordentlich verdorben und gerade erscheint mir alles zu groß und zu schwierig. Ich bin es Leid, alles allein können und regeln zu müssen und keine direkte Unterstützung zu haben, besonders auch noch mit dem verletzten Fuß jetzt. Von Weitem habe ich aber viel Unterstützung und das weiß ich sehr zu schätzen.
Seit der Verletzung war ich die meiste Zeit in meinem Bett und bin eigentlich nur zum Essen und zum Visum beantragen raus. Ich bin froh, heute endlich von hier weg zu können und hoffe, dass ich glücklicher in Vietnam werde. Und bete, dass ich mein Visum dort wirklich verlängern kann. Die Bürokratie kann manchmal echt mies sein und ich habe ein ungutes Gefühl. Unnötig zu erwähnen, dass ich auf weitere Behördengänge ebenso wie auf Arztgänge überhaupt keine Lust habe. Aber es nützt ja nichts.
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