Meine erste Woche in Kambodscha habe ich nun hinter mir. Mein Eindruck: Es ist so wie Laos, nur heißer und mit mehr Regen (es ist ja auch Regenzeit). Kambodscha wirkt ähnlich arm und unterentwickelt, die Straßen sind kaputt, die Infrastruktur ist schlecht, überall sind (teils stillgelegte) Baustellen. Ich kann damit umgehen, es schockt mich alles nicht mehr so. Ich fühle mich auch sicherer als erwartet, viele Leute sind überaus freundlich. Was traurig ist, sind die vielen Kinder, die mir überall über den Weg laufen und etwas mit flehender, wehklagender Stimme verkaufen wollen. Sie arbeiten täglich stundenlang, nachdem sie (hoffentlich) in der Schule waren und verdienen fast nichts. Viele Kinder arbeiten auch in Märkten als Verkäufer. Was muss das für ein Leben sein? Ich hoffe, sie haben noch etwas wie eine Kindheit.
Die ersten 2 Tage war ich in der Hauptstadt Phnom Penh. Ich würde sie betiteln mit der "Stadt, die in Scheiße schwimmt". Die Kanalisation funktioniert da nicht gut und überall stinkt es nach Fäkalien. Des weiteren liegt überall sehr viel Müll auf den Straßen, denn ein gutes Müllabfuhr-System gibt es nicht. Wenn es regnet, und das tut es ja jetzt oft, sammelt sich der ganze Regen auf den Straßen und vermischt sich mit dem ganzen Zeug auf den Straßen. Es bildet sich buchstäblich ein Fluss aus Scheiße, teilweise kniehoch, und ich habe Kinder gesehen die ihre Freude daran hatten, darin zu baden. Eine widerliche Stadt. Und auch nicht ganz optimal für meine Wunde am Zeh, wenn etwas von der Suppe draufkommt. Leider ließ es sich nicht ganz vermeiden - doch es hat sich nichts infiziert. Was ich so in Phnom Penh gemacht habe, war nichts Besonderes. Viel im Zimmer sein und etwas rumlaufen. Ich fühlte mich nicht wohl da und habe mir recht schnell ein Ticket für die Weiterreise nach Siem Reap besorgt. Siem Reap liegt 6 Stunden Fahrt entfernt und Touristen aus aller Welt strömen hierher, um das größte religiöse Gebäude der Welt zu sehen: Angkor Wat. Es zählt inoffiziell als das achte Weltwunder und ist ungefähr so wichtig und berühmt wie Machu Picchu oder der Taj Mahal. Natürlich musste ich mir diesen Tempel auch geben. Es war schon vor Antritt meiner Reise geplant. Gestern war dieser große Tag: Ich habe 20 Dollar für den Eintritt hingeblättert und nochmal 8, um an einer geführten Tour teilzunehmen, die von 9 Uhr morgens bis fast 17 Uhr nachmittags ging. Angkor Wat ist nämlich Teil einer 400 Quadratkilometer großen Anlage voller weiterer Tempel. Leider war ich nicht so zufrieden mit der Tour. Außer mir waren noch zwei junge Männer aus Malaysia dabei. Der Führer war zwar sehr freundlich, ich habe sein Englisch aber kaum verstanden. Für manche Orte hatten wir aus meiner Sicht viel zu wenig Zeit, ich hatte das Gefühl, hetzen zu müssen. Dann an anderen Stellen haben wir aber viel Zeit verplempert, um Pause zu machen. Eine sehr wichtige Sehenswürdigkeit neben Angkor Wat haben wir nicht besucht, was mich sehr geärgert hat. Und die Tour wurde 2 Stunden früher beendet, als geplant, weil die Typen aus Malaysia keine Lust mehr hatten und ich überstimmt wurde. Wir hätten in diesen 2 Stunden auf einem Hügel auf den Sonnenuntergang gewartet. Naja. Immerhin habe ich Angkor Wat und viele weitere Tempel gesehen. Ich habe auch den Tempel gesehen, in dem Tomb Raider gedreht wurde - also das Original-Filmset. Schon cool. Ich hoffe, irgendwann erinnere ich mich nur noch an die schönen Anblicke und vergesse, wie sehr ich mich über die Organisation der Tour geärgert habe :P
In Siem Reap habe ich ansonsten auch nichts Außergewöhnliches gemacht. Ich halte es draußen nicht lange aus, weil die Sonne einem das Gefühl gibt, bei lebendigem Leibe zu verbrennen (entsprechend war die Tour durch die Tempel gestern auch extrem anstrengend). Ich habe mir hier erstmals seit Beginn meiner Reise ein Einzelzimmer mit Air-Condition gegönnt und verbringe viel Zeit hierin. Ich habe schon vergessen, wie sich Privatsphäre anfühlt. Herrlich! Ich bin natürlich auch etwas rumgelaufen und habe die Stadt beguckt, die viel schöner und wohlriechender ist als Phnom Penh. Ich bin heute auch zu einem Waisenhaus etwas weiter außerhalb gelaufen, um ein Paar Flip-Flops zu spenden, die ich mir in Phnom Penh gekauft habe. Sie haben an sich sehr gute Qualität und sind sehr solide, doch nach kurzem Tragen stellte ich fest, dass sie mega unbequem sind. Vielleicht wird sich aber ein älteres Kind oder Mitarbeiter aus dem Waisenhaus darüber freuen, meine Spende wurde jedenfalls dankbar entgegengenommen.
Ich möchte hiermit stolz verkünden, dass ich wieder eine Arbeit gefunden habe, und zwar als Englisch-Lehrerin in Battambang. Morgen fahre ich dahin und bin gespannt, was auf mich zukommt. Ich plane, für 2 Wochen zu bleiben, doch wenn es mir nicht gefällt, gehe ich früher. Der Deal ist ziemlich schlecht, denn ich werde 5 Stunden täglich arbeiten und immer noch für das Essen zahlen müssen (5 Dollar am Tag), doch wenn mir die Arbeit gefällt, ist das egal.
Das wars soweit von mir - ich erzähle dann bald, wie die Arbeit ist! Bis dann!
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