Ich hatte eine großartige Zeit bei der AKD. Die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, sind unbezahlbar und ich hätte keinen Tag missen wollen. Heute musste ich schweren Herzens weiterziehen, denn mein Visum für Kambodscha läuft langsam aber sicher aus und ich möchte noch Kampot und Sihanoukville sehen, bevor ich am 5. Juli die Grenze nach Thailand überquere und mich endlich mit meinem besten Freund auf der Insel Ko Chang treffe. Die AKD liegt ganz im Westen des Landes. Um aber zum Grenzübergang im Südwesten zu gelangen, musste ich heute komplett in den Osten zurückfahren, nach Phnom Penh alias der Stadt, die in Scheiße schwimmt. Von hier gibt es eine Verbindung an die Straße, die an der Südküste verläuft und letztlich zur Grenze im Westen führt. Auf dem Weg liegen Kampot und Sihanoukville. Heute stecke ich aber erstmal in Phnom Penh fest, weil ich die Verbindung nicht mehr kriegen konnte. Das ist alles ziemlich kompliziert und behindert und zeigt, wie schlecht die Infrastruktur in Kambodscha ist. Es verlaufen nur sehr wenige richtige Straßen durchs Land. Aber es hilft alles nix.
Ich habe die Routine an der AKD sehr genossen. Morgens habe ich oft einige Stunden darin investiert, mich um meine Studienplatz-Bewerbungen zu kümmern, weil ich dort den Laptop nutzen konnte. Ansonsten habe ich gebastelt/ gemalt oder Serien geguckt, bevor es um 13 Uhr mit dem Unterricht aus der Hölle losging. Ich habe es aufgegeben, mit dem Buch zu arbeiten, da die Aufgaben extrem langweilig gestaltet waren und ich mir dachte, die Kinder würden besser mitarbeiten, wenn der Unterricht spannender wäre. Ich habe also einiges recherchiert und meine eigenen Unterrichtseinheiten konzipiert, was dann auch tatsächlich besser funktionierte, aber nach 2 Tagen bat mich der Assistenzlehrer, mich wieder an das blöde Buch zu halten. Während ich mich regelmäßig mit der Klasse abkämpfte, empfand er es in der letzten Woche auch oft als hilfreich, mit einem Stock durch die Klasse zu laufen und ein Kind nach dem anderen damit zu hauen. Ja. Ich hätte ihm am liebsten voll eine gescheuert dafür. Außerdem hat es überhaupt nicht geholfen, denn sobald der Lehrer weiterging, wurde das jeweilige Kind wieder laut oder unkonzentriert. Nach jedem Unterricht tat mein Hals vom lauten Schrei-Reden weh und ich war total K.O.. Und trotzdem habe ich die Arbeit gemocht. Es war eben eine Herausforderung, wie ich im letzten Eintrag schon geschrieben habe. Nachmittags und abends habe ich wieder meinen üblichen Kram gemacht, also malen/ basteln/ chillen/ mit den Leuten rumhängen, und ich hatte das Gefühl, dass die Tage sehr schnell rumgehen.
Jetzt komme ich noch zu den besonderen Ereignissen außerhalb der Routine.
- An einem Abend hat Kamnat uns (alle Volunteers) zum Nachtmarkt in Battambang gefahren, der war aber sehr klein und unspektakulär
- An einem anderen Abend haben wir die Musikanlage aufgedreht und mit der ganzen Familie auf der Terasse und später im Haus fett Party gemacht. Wir haben total albern getanzt und sehr viel gelacht. Kamnat und seine Frau waren zu schüchtern zum Tanzen, waren aber sichtlich vergnügt. Das war großartig.
- An einem Morgen hat uns ein alteingesessener Englisch-Lehrer der Schule zu sich nach Hause eingeladen für ein westliches Frühstück. Einmal keine Nudelsuppe und kein Reis. Stattdessen gab es CORNFLAKES mit ECHTER MILCH, KÄSE, Pfannkuchen und Omelettes! Oh mein Gott, wie sehr ich das genossen habe.
- Am Abend des gleichen Tages sind wir spontan noch in eine kambodschanische Hochzeit bei den Nachbarn reingeplatzt. Kamnat meinte, das sei ok. Es war schon fast nichts mehr los, als wir ankamen, denn es war so halb 11. Dann haben wir aber für ordentlich Stimmung gesorgt und viel mit den verbliebenen Gästen und der Braut getanzt. Übrigens war das bei weitem nicht so schick wie eine deutsche Hochzeit. Die Leute trugen Alltagskleidung, der Bräutigam hatte sogar einen Trainingsanzug an. Später saßen wir nur noch herum und tranken und redeten (ich kann irgendwie überhaupt keinen Alkohol mehr ab und trank nur eine halbe kleine Dose Bier) und so gegen halb 2 ging es nach Hause. Welcher Tourist könnte sowas je erleben?
- Am Samtag habe ich mit Honey eine kleine Fahrradtour nach Battambang gemacht, um ein paar Sehenswürdigkeiten abzuklappern und einzukaufen. Battambang ist aber weder spektakulär noch schön und die Tour hat mir das nur nochmal bestätigt.
- Samstag Nacht sind wir alle noch was trinken und hinterher in einen krassen Nachtclub voller wild feiernder Kambodschaner gegangen. Die Musik war gut, aber so unerträglich laut, dass es mir komplett den Spaß am Feiern genommen hat. Ich meine, es war wirklich unvorstellbar laut, in Deutschland wäre das bestimmt verboten. Mir taten die Ohren weh und ich hatte das Gefühl, mein Kopf explodiert. Die Kambodschaner schien es überhaupt nicht zu kratzen. Naja, jetzt weiß ich, wie in dem Land gefeiert wird, das ist cool :D
- Am Sonntag hat uns Kamnat weit aufs Land rausgefahren, dort liegt mitten im Nirgendwo ein interessanter Damm, wo die Leute sich zum Fischen versammeln. Wir haben den Leuten dabei zugesehen und sind danach selber zu einem anderen Fluss gegangen, um zu Fischen. Das war aber wenig erfolgreich. Die Ausbeute war letztlich ein kleiner Fisch. Anschließend haben wir noch Kamnats Elternhaus besucht, das mitten in diesem Nirgendwo in der Nähe des Damms steht. Dort aßen wir Fisch und natürlich Reis und saßen gemütlich rum. Was für ein fischiger Tag.
Und das wars! Ich werde meine Zeit bei der AKD wirklich vermissen und immer positiv in Erinnerung behalten. Jetzt geht es auf zu neuen Gewässern - buchstäblich. Ich bin gespannt auf meine letzte Woche in Kambodscha und erzähle euch bald davon.
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